Grüne sehen geplantes Gewerbegebiet kritisch

Foto: Grüne Garbsen

Aktuell laufen bereits die Arbeiten am Koppelknechtsdamm für ein neues, großes Gewerbegebiet vor den Toren Osterwalds. Nun soll eine weitere riesige Fläche versiegelt werden. Wir Grüne sehen die Planung äußerst kritisch. „Wir brauchen in der Stadt nicht noch mehr Gewerbeflächen, die wenig Arbeitsplätze schaffen. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum“, kritisiert Uwe Mohrhoff, Stadtratsmitglied der Grünen Fraktion. Aus der Vergangenheit hat sich leider gezeigt, dass Gewerbeansiedlung nicht zu den gewünschten, qualitativen Arbeitsplatzansiedlungen geführt hat, die versprochen wurden. Dies und bereits vorhandene, nicht genutzte Gewerbeflächen müssen berücksichtigt werden, bevor weiterer Boden für Gewerbe versiegelt wird“, ergänzt Diana Köhler-Lübbecke, ebenfalls Stadtrats- und Ortsratsmitglied in Osterwald. 

„Mit weiterem Flächenfraß zerstören wir wichtige Bodenfunktionen, wie die Wasserreinigung und den Wasserrückhalt sowie Schadstofffilterung aus dem Wasser. Boden ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und auch in der Klimadebatte nicht zu vernachlässigen, eine ungezügelte Versiegelung passt nicht zusammen mit ambitioniertem Klimaschutz. Bodenneubildung ist ein jahrhundertelanger Prozess, aber die Zerstörung geht schnell. Daher sollte genau überlegt werden, wie wir mit dieser zu Unrecht übersehenen Ressource maßvoll umgehen“, gibt Ratsfrau Kristina Wilken zu bedenken. Auf den Flächen des Bauvorhabens befinden sich schutzwürdige Grünlandflächen, die zwar erhalten bleiben, aber immer stärker von Bebauung umschlossen werden. Dies verschlechtert die Vernetzung von Lebensräumen der Flora und Fauna. Wiesenvögel, die das Offenland bevorzugen, werden durch die Bebauung das Grünland meiden und damit ihren Lebensraum verlieren. Die gefährdeten Feldlerchen, die auf dem zu bebauenden Acker brüten, werden verschwinden. Letztlich wird hier landwirtschaftliche Fläche verbaut, die zukünftig der Lebensmittelproduktion verloren geht. „Die Abwägung von einem weiteren Gewerbegebiet, bei vielen unausgelasteten Gewerbeflächen scheint mir hier in erheblicher Schieflage zum weiteren Biodiversitätsverlust und Verlust landwirtschaftlicher Fläche“ betont Wilken abschließend. 

Hintergrund:

Die derzeitigen Planungen sehen vor, dass Flurstücke zwischen Koppelnechtsdamm, Philipp-Reis-Straße und Röntgenstraße für Gewerbe erschlossen werden sollen. Auf dem besagten Areal befindet sich derzeit eine offene Wiesenlandschaft. 

Von daher fordern wir:  

  • Gestaltung der öffentlichen Fläche als artenreiches Grünland, Artenreichen-GKomplex, Einbezug in das Biotopvernetzungskonzept der Stadt Garbsen.
  • Selbst wenn der Dauergrünland-Teil erhalten bleibt, wird durch den Bau des Gewerbegebietes dieser Bereich abgeschnitten und der Biotopverbund gestört. Gerade für im Offenland lebende Wiesenvögel, die eine gewisse Nähe von Bäumen und oder Bebauungen scheuen, werden diese Fläche stärker meiden (Baumbestand) Nach den Gesetztesänderungen des NAGBNatSchG zum 01.01.2021 besteht ein besonderer Schutz für den Erhalt von mesophilen Grünland. Zum Zeitpunkt der Erstellung des naturschutzfachlichen Gutachtens war dies noch nicht der Fall. Weil ein besonderer Schutzaspekt aufgrund des starken Verlustes dieser landwirtschaftlichen Nutzungsform besteht, und der Erhalt von landesweiter Bedeutung ist, muss ein Eingriff minimal gehalten werden. Hier sollte besonders geschaut werden, ob hier wirklich Intensivgrünland mit Aspekten des mesophilen Grünlandes oder mesophiles Grünland vorliegt.
  • Wir Grüne sehen den Standort als Gewerbegebiet zudem kritisch, da eine räumliche Nähe zu Wohngebieten vorhanden ist und wenn gebaut wird, der Schwerpunkt auf bezahlbaren Wohnraum liegen sollte. 

Wie wollen wir in Zukunft leben und wohnen? Diese Frage gilt es zu beantworten. Die Mieten und Grundstückspreise steigen weiter an. Klar ist, wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum. Ein lebenswertes Garbsen darf nicht vom Einkommen oder vom Alter abhängig sein.

Generell fordern wir für jedwedes Bauvorhaben: 

  • Für eine nachhaltige und klimaschützende  ambitionierte Stadtentwicklung ist unabdingbar
  • der vorhandene Baumbestand soll wegen seiner Bedeutung für das Klima erhalten überwiegend bleiben.
  • Für Fällungen kommen vorzugsweise  nur standortfremde Gehölze in Frage (z.B. Rot-Eiche (Quercus rubra)).
  • Fassadenbegrünung sowie z.B. Installation von Nisthilfen für Vögel und/oder Fledermäuse ( Beispiel Laseroptik in Frielingen)  sollten vorgegeben werden
  •  ebenso eine standortintegrierte bis standortnahe Kompensation des Eingriffs in Baum, Gehölz und Grünlandbestand
  • Einzig Solar- oder Photovoltaik-Installationen dürfen die vorgegebene Bauobergrenze überschreiten. Wir fordern, dass die Stadt Garbsen diese Installation vorschreibt, als Betonung einer nachhaltigen und klimaschutzambitionierte Stadtentwicklung. 
  • Rad- und Gehwege sind getrennt anzulegen

Bekanntmachung Bebauungsplan „Gewerbegebiet Farrel“ mit Karte